Das Misereor-Hungertuch trägt den Titel „Was ist uns heilig?“. Der in Freiburg lebende Künstler Emeka Udemba aus Nigeria hat das neue Misereor-Hungertuch als Aufruf zum Schutz der Schöpfung gestaltet.
Klima, Kriege, Hunger, Pandemien: Die Multikrisen unserer Tage zeigen uns deutlich die Schwachstellen unserer wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen auf. Die Probleme sind miteinander verbunden und verstärken sich gegenseitig. Die Klimakatastrophe ist aber wohl die grundlegende Frage unseres Überlebens.
Das farbenstarke Hungertuch ist eine Collage aus vielen kleinen Zeitungsschnipseln: Nachrichten, Infos, Fakten, Fakes – Schicht um Schicht reißt und klebt der Künstler diese Einzelteile und komponiert aus ihnen etwas Neues.
Vier Hände, die für ganz unterschiedliche Menschen stehen, berühren oder halten ganz vorsichtig die Erdkugel.
Gott hat uns seine Schöpfung anvertraut. Sie ist Gabe und Aufgabe. Sie ist Geschenk, für das wir Verantwortung tragen. Wir selbst sind Teil der Schöpfung, stehen in wechselseitiger Beziehung mit ihr.
Wir Menschen haben ganz unterschiedliche soziale, ökonomische, kulturellen Hintergründe, mit unterschiedlichen Lebensformen. Uns allen ist gemeinsam, aufgetragen für die Bewahrung des Guten Lebens aller Sorge zu tragen. Die Schöpfung ist nicht nach sechs Tagen fertig geschaffen und perfekt für alle Zeiten. Im Gegenteil.
Ein verantwortlicher Umgang mit der Schöpfung gehört zu unserer christlichen Grundausrichtung. Als Christen müssen wir uns für ein respektvolles, wechselseitiges Miteinander der gesamten Schöpfung einsetzen.
„Das kostet die Welt“ lesen wir auf einem der Zeitungsschnipsel. Der wahre Preis der Zerstörung ist höher, als der, den wir an der Supermarktkasse zahlen.
Deshalb fragt Misereor mit diesem Hungertuch:
Was ist uns heilig?
Was tasten wir nicht an?
Was ist uns das Leben wert?
Wie können wir einen Beitrag leisten, damit unsere Welt heil bleibt?
Unter den vielen verstörenden Nachrichten alter Zeitungsschnipsel gibt es auch manche, die Mut machen: Neubeginn, vom Anfang, oder wo Menschen sich wohlfühlen, mit denen wir ins Leben gehen und Farbe bekennen. Emeka Udemba klebt sie wie bunte, tröstende Pflaster auf die Wunden der Schöpfung.
Wir brauchen Menschen, die Lust auf diese Veränderungen haben und sie mit Leidenschaft vorantreiben. Menschen, die Verantwortung übernehmen, weil wir die erste Generation sind, die das ganze Ausmaß der Krise überblicken und die letzte, die sie wird aufhalten können.
Solange es noch Initiativen und mutige Aufbrüche gibt, ist die Hoffnung nach einem anderen, neuen Gesicht der Erde nicht totzukriegen. Es liegt in unseren Händen!